Buchkritik „Leo Kaplan“ von Leon de Winter
Der
niederländische Schriftsteller Leon de Winter hat mit seinem Roman
„Leo Kaplan“ ein Buch veröffentlicht, in dem es wieder mal um
sein Alter Ego geht.
Der
titelgebende Hauptprotagonist des Buchs ist Leo
Kaplan, Jahrgang 1946. Er wächst als einziger jüdischer Junge in
einer katholischen Stadt Den Bosch in den Niederlanden auf. Seine
Eltern sind Holocaustüberlebende und er lebt in den Erinnerungen
seiner Eltern, der ausgestorbenen (west)jiddische Kultur. Er ist das
einzige Kind seiner traumatisierten Eltern. So bleibt er in gewisser
Weise ein Fremder in seiner eigenen Stadt.
Doch er zieht zum
Studium weg und lernt seine große Liebe Ellen Moses kennen. Durch
diese Liebe mit einer Christin entfernt er sich von seinen Eltern.
Gleichzeit bricht sich auch in den Niederlanden die Studentenrevolte
Bahn.
Doch es kommt zur
Trennung zwischen Leo und Ellen. So erfährt Leo nichts von der
Geburt seines Sohns Maurits.
Erst 19 Jahre später
begegnet er Ellen als 38jähriger wieder, die inzwischen die Gattin
einer Botschafterin ist.
Leider spritzt Leon de
Winters Altmännergeilheit von jeder zweiten Seite. Ständig hat sein
Alter Ego Sex mit sehr viel jüngeren Frauen, denen er er wenig
Charakter verleiht. So heißt es zum Beispiel an einer Stelle: „Er
kannte sie kaum, lag mit ihr im Bett, sie hatte ihn mit ihrer Möse
getröstet.“ (Seite 374)
In seinen Texten zeigt
de Winter auch noch extrem viel Verständnis für egoistische Machos,
selbst wenn sie wie Leos Freund Rudy ihre Frau und Kinder für eine
jüngere verlassen und sich im Urlaub an minderjährigen
Zwangsprostituierten vergreifen.
Wenn dann auch noch die
Interviewerin einer feministischen Zeitung als Mensch mit
Pferdegesicht beschrieben wird, wird klar dass der Autor ein alter,
notgeiler Chauvinist ist.
Schade,
denn Leon de Winter kann schön schreiben, wie folgender Satz zeigt:
„Lügen versteinern, wenn sie nur
lange genug liegenbleiben. Hat man sie gerade erst ausgesprochen,
dampfen sie noch vor Frische und glänzen vom Speichel, mit dem sie
aus dem Mund gekommen sind. Doch mit der Zeit werden sie härter und
fester, wie Stein. Bis es den Anschein hat, als wären sie immer
dagewesen und nicht irgendwann einmal erfunden worden.“ (Seite
332)
Keine Leseempfehlung.
Leon
de Winter: Leo Kaplan, Zürich 2001.
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