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Es werden Posts vom August, 2020 angezeigt.

Buchkritik „Machandel“ von Regina Scheer

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„Machandel“ von Regina Scheer ist zugleich ein DDR-Roman, ein Wende-Roman und ein Brandenburg-Roman. Die Kapitel im Buch geben die Perspektive unterschiedlicher Protagonist*innen wieder, deren Leben mit dem kleinen fiktiven Ort namens Machandel verbunden sind.  Dabei ist Machandel sowohl ein alter plattdeutscher Name Wacholderbusch als auch der Name eines kleinen fiktiven Dorfes in Brandenburg, welches im Jahr 1985 nur noch von 20 Personen bewohnt wird.    Der Roman setzt kurz vor Kriegsende 1945 an, als nach Machandel eine Zwangsarbeiterin verschleppt wird. Später fliehen auch kommunistische KZ-Häftlinge von einem Todesmarsch und landen in Machandel. Aus einem dieser KZ-Häftlinge wird später ein hochrangiger DDR-Funktionär: Hans Langner, Jahrgang 1910.  Der Arbeiterjugendliche war in der Weimarer Republik Parteikommunist und ging 1933-35 in die Illegalität, nachdem er bis 1933 zum Thälmann-Begleitschutz gehört hatte. Nach seiner Verhaftung verbrachte er zehn Jahre, 1935 bis 1945, im Z

Buchkritik „Stierblutjahre“ von Jutta Voigt

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In dem Buch „Stierblutjahre“ skizziert die Autorin Jutta Voigt „Die Boheme des Ostens“, also in der DDR.  Unter anderem durch Zitate beispielsweise von Erich Mühsam oder Hermann Hesse zum Thema Boheme am Anfang von Kapiteln soll klar gemacht werden, was bzw. wer mit dem Boheme-Begriff gemeinst ist.   Erinnert wird in dem Buch gleich zu Anfang auch an die Boheme der Wendezeit:  „[...] in Hunderten stillgelegter Fabriketagen und Clubwohnungen zertanzte die Partyboheme die Engstirnigkeit der Provinz, die Spießigkeit der Eltern und die alltäglichen Forderungen des gewöhnlichen Kapitalismus: Geld verdienen, Pflicht erfüllen, Karriere machen.“ (Seite 13)  In der DDR bildete sich eine eigene Boheme heraus, die sich vom SED-Parteistaat abgrenzte, aber auch einen eigenen Charakter entwickelte:  „Viel vom definitorisch Allgemeinen, dass man über die Boheme weiß, trifft auch auf die Boheme des Ostens zu, eines jedoch nicht: die Verachtung des Bürgerlichen. Ganz im Gegenteil, die Sehnsucht nach de