Buchkritik „Unerhörte Stimmen“ von Elif Shafak
Mit „Unerhörte Stimmen“ hat die Schriftstellerin Elif Shafak ein Buch über das andere Istanbul vorgelegt. Es geht um Menschen, die am Rand der Gesellschaft oder sogar jenseits davon stehen. Hauptperson ist eine Tote, nämlich „Tequila Leila“, deren Leben im Rückblick von 1949 bis 1990 im ersten Teil des Buches erzählt wird. Sie wächst als Tochter einer Zweitfrau in der Stadt Van unter einem ultrakonservativen-frömmelnden Vater auf. Sie flieht nach dem Tod ihres behinderten Bruders vor den engen Verhältnissen Zuhause nach Istanbul und wird Sexarbeiterin. Erst durch den konkreten Zwang, später durch den Zwang der Verhältnisse. Das Buch erzählt also auch das Leben einer Hure. Gleichzeitig spielt sich alles vor der Kulisse der türkischen Geschichte bis Anfang der 1990er Jahre ab. Es ist ein zutreffendes Klischee dass Istanbul an der Schnittstelle zwischen östlicher Tradition und westlicher Moderne liegt. Auch das ist in dem Roman gut verans