Comickritik „Rosa“ von Kate Evans

Der Comic „Rosa“, im Originaltitel „Red Rosa“, von Kate Evans ist eine Comicbiografie der 1919 ermordeten Revolutionärin Rosa Luxemburg. Geschildert wird Luxemburgs gesamtes Leben. Am Anfang steht ihr Aufwachsen in einer bürgerlich jüdischen Familie im russisch verwalteten Teil Polens. BILD Comic.Rosa.a.Laecheln Ihre Eltern sind trotz ihrer Religiösität und in Anbetracht der Zeit liberal. Sie und ihre Söhne lieben Rosa Luxemburg und behandeln sie als Gleiche unter Gleichen. Gleichzeitig kriegt sie eine gesunde Portion Bildung verabreicht: „Im Hause der Luxemburgs herrscht finanzielle Armut, aber kultureller Reichtum.“ (Seite 46) Schon als 17-Jährige schließt sich Luxemburg den Sozialisten an, die zu dieser Zeit staatliche verfolgt werden. Rosas Biografie als Jüdin wird im Comic genauso erwähnt wie die antisemitischen Angriffe gegen sie. Luxemburg ist bildungshungrig. Sie geht nach Zürich, wo an der Universität auch Frauen studieren können. Eine absolute Seltenheit zu dieser Zeit. Die Comicautorin Evans stellt stark die feministischen Züge von Luxemburg heraus und skizziert etwa ihre bewusste Kinderlosigkeit, die der Aufrechterhaltung ihrer Unabhängigkeit diente. So wird im Comicporträt klar dass Luxemburg eine sehr eigenständige Frau war. Der weitere Weg führte Luxemburg nach Deutschland. Hier engagiert sie sich in der SPD, gerät aber in Konflikt mit deren post-revolutionären Mainstream, der Reformen befürwortet und sich in das politische Gefüge des Establishments integrieren will. Mit denselben Personen, u.a. Friedrich Ebert und der MSPD, gerät sie auch nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, den sie von Anfang an abgelehnt hat. Die Comicbiografie von Kate Evans ist sehr einfühlsam, gut recherchiert und macht die Biografie Luxemburgs auch denen zugänglich, die keine backsteinschwere Biografien lesen. Gleichzeitig ist die Biografie gespickt mit Originalzitaten und zu den 180 Comic-Seiten gesellen sich ganze 43 Seiten Fußnoten. Selbst eine kurze Einführung in Marx' Kapitalismus-Analyse ist enthalten. Der Comic ist schwarzweiß gehalten Der Preis ist mit 20 Euro für den Comic angemessen. Kate Evans: Rosa, Berlin 2019.

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