Buchkritik „Momo“ von Michael Ende

Der Märchen-Roman „Momo“ von Michael Ende trägt den Untertitel „Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“. Ein anschauliches Beispiel dafür das Titel und Untertitel von Büchern auch spoilern können. Denn damit ist die Handlung des Buches ganz gut knapp zusammen gefasst. In einer unbenannten Stadt taucht eines Tages ein elternloses Kind namens auf, was in der Ruine des alten Amphitheaters einzieht. Momo freundet sich mit den Erwachsenen und Kindern der Umgebung an. Neben den Kindern, besonders mit den beiden Erwachsenen Gigi Fremdenführer und Beppo Straßenkehrer, die zwar arm, aber trotzdem glücklich sind. Besonders die Kinder spielen gerne mit Momo und erfinden dafür eigene Spiele und Geschichten. In einer heißt es u.a.:
„»[...] Und die anderen sind Matrosen.« »Und wir Mädchen, was sind wir?« »Matrosinnen. Es ist ein Zukunftsschiff.«“
(Seite 24) Doch dann tauchen die grauen Männer von der Zeit-Sparkasse auf und immer mehr Menschen haben plötzlich keine Zeit mehr für sich oder andere. Die typische Erwachsenen-Antwort „Gerade keine Zeit“ zu haben, ist überall anzutreffen. Als Momo herausfindet dass die grauen Männer in Wahrheit den Menschen die Zeit stehlen, organisiert sie mit den Kindern und Gigi und Beppo eine Demonstration dagegen. Doch diese hilft nichts, denn die Erwachsenen ignorieren sie. Dann taucht aber Schildkröte Kassiopeia auf und bringt Momo in das Nirgend-Haus in der Niemals-Gasse zu Meister Hora, der die Zeit aller Menschen verwaltet. Er versucht mit Momo etwas gegen die grauen Männer zu unternehmen. Momo ist ein schöner Märchen-Roman, der sich nicht nur für Kinder, sondern auch für Junggebliebene eignet. Er ist auch als Metapher auf Moderne, Globalisierung, Kapitalismus und ökonomische Monokultivierung zu lesen. Allerdings kann er durchaus auch als Lob der 'alten Zeiten' verstanden werden. Zwar wird Armut auch thematisiert, aber gleichzeitig werden Armutsunterschiede auch als gegeben dargestellt. Trotzdem ein sehr (vor)lesenswertes Buch! Michael Ende: Momo, Stuttgart 1973.

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