Buchkritik „Das Recht auf Rückkehr“ von Leon de Winter

Im Jahr 2008 verfasste der niederländisch-jüdische Autor Leon de Winter den dystopischen Roman „Das Recht auf Rückkehr“. In ihm stehen im Nahostkonflikt die PalästinenserInnen im Jahr 2024 vor einem Sieg. Ein islamisiertes Palästina ist entstanden und hat sich nach und nach immer mehr Teile des Staates Israels einverleibt, auch Gebiete aus den Grenzen vor 1968. Neben Galiläa ist das auch Jerusalem, inklusive der Altstadt. Israel ist auf einen Stadtstaat von der Fläche Groß-TelAvivs geschrumpft. Die orthodoxen Juden und Jüdinnen sind in das palästinensische Jerusalem ausgewandert und erwarten den Messias. Der Roman spielt auf mehreren Zeitebenen. Der Hauptprotagonist ist Bram Mannheim, ein Professor für Geschichte im Jahr 2008. Auf Angebot einer Eliteuniversität übersiedelt Bram mit Frau und Kind, Rachel und Ben, in die USA. Doch hier verschwindet sein junger Sohn Ben. Zwei Jahre später, 2011, ist Bram obdachlos und auf der Suche nach seinem Kind. Er ist einer Zahlenmystik verfallen und sieht in Zahlen wie etwa Hausnummern oder Nummernschildern überall Hinweise auf sein verschwundenes Kind. Mit Hilfe eines Gönners und seines Vater, eines Holocaustüberlebenden und Nobelpreisträgers, überwindet Bram seine Krise und kehrt nach Israel zurück. Sein Kind bleibt verschwunden. Mit einem Kollegen, Ikki, betreibt er 2024 eine Agentur zur Suche nach verschwundenen Kindern und ist als Rettungssanitäter tätig. Doch im Jahr 2024 ist Israel ein sterbendes Land. Jüdinnen und Juden wandern aus Israel aus und nicht mehr ein. Millionen haben den jüdischen Staat Richtung Ukraine, Russland, Neuseeland und Australien verlassen. Rest-Israel ist nicht nur ein amputiertes Land, sondern auch ein Altersheim, ein „Land ohne Kinder“, wie es an einer Stelle im Buch heißt. Nur ein gewisser Technologie-Vorsprung bewahrt das verkleinerte Israel noch vor seiner Vernichtung. Bram erfährt irgendwann dass das Verschwinden seines Sohnes mit der politischen Situation Israels und der Geschichte seines Vaters zusammen hängen könnten. Dabei geht es auch um die Gene seiner Familie. Der Roman ist gut geschrieben und bleibt spannend bis zum Schluss. Man hätte sich gewünscht dass Leon de Winter noch einen säkularen Muslim eingebaut hätte, denn so fungieren Muslime bzw. PalästinenserInnen im Buch nur als Bedrohungskulisse. Trotzdem sehr lesenswert! Leon de Winter: Das Recht auf Rückkehr, Zürich 2009.

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