Buchkritik „Katzensprung“ von Shirley Shea
Der
Kriminalroman „Katzensprung“ von der kanadischen Autorin Shirley
Shea (1924-1997) war mal wieder ein guter Krimi. Noch dazu einer mit
feministischen Untertönen.
Er
spielt in den Jahren 1984 und 1985 im kanadischen Toronto. Eine
Mordserie an Männern hält die Stadt in Atem. Obwohl sich die Opfer
nicht kennen, haben sie etwas gemeinsam. Das findet nicht die
Polizei, sondern der Anwalt David Jenning und ein Journalist heraus
Hauptprotagonistin
ist daneben Sylvia, Davids Frau. Sie ist ein wenig, was in Filmen als
„Trophywife“ ist. Ihr läuft der eigenartige und kranke Kater
Cibra zu, den sie entgegen den Wünschen ihres Mannes behält und
gesund pflegt.
Dann
ist da noch Craig Faron, der gut aussehende Freund ihres Mannes, der
eine alte Leidensgeschichte verbirgt. Hat er etwas mit der Mordserie
zu tun?
Die
feministischen Untertöne im Krimi kommen dadurch zustande dass die
Autorin die Bedrohungssituation umkehrt. Plötzlich sind Männer die
bedrohte Spezies und ihnen werden all die guten Ratschläge erteilt,
die sich Frauen seit Jahrhunderten anhören müssen:
„Die
Frauen, von klein auf gewohnt, mit Angriffen zu rechnen, beobachteten
gelassen, wie ihre Männer begriffen, was Angst bedeutete. Sie
stellten fest, daß die Zahl der ermordeten Frauen geringer wurde, je
mehr die Zahl der ermordeten Männer anstieg.“
(Seite
143)
„Die
männliche Bevölkerung vermied Seitenstraßen, und ein Teil der
Männer ging nur noch in Gruppen aus.“
(Seite
151)
Einen
etwas schalen Beigeschmack bekommt die gute Krimikost, weil man die
Auflösung der Mordserie auch als Bejahung der Todesstrafe
interpretieren kann.
Trotzdem
eine gute Unterhaltung.
Shirley
Shea: Katzensprung, Frankfurt/Main, 8. Auflage 2000.
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