Buchkritik „Imagine Africa 2060“, herausgegeben von Christa Morgenrath und Eva Wernecke


Der in diesem Jahr erschienene Sammelband „Imagine Africa 2060. Geschichten zur Zukunft eines Kontinents“, herausgegeben von Christa Morgenrath und Eva Wernecke, vereint zehn Kurzgeschichten, die in einem Afrika des Jahres 2060 angesiedelt sind.
Die fünf Frauen und fünf Männer, deren Geschichten hier versammelt sind, widmen sich auf ganz unterschiedliche Art diesem Thema.
In der ersten Geschichte „Als die Welt untergegangen war ...“ beschreibt der Autor Jose Eduardo Agualusa zum Beispiel eine Welt, die von Wasser bedeckt ist. Deswegen sind die Menschen mit Luftflößen und Zeppelinen in den Himmel geflohen. Hier gibt es kleine Fischerdörfer, aber auch ganze Städte wie „Paris“ oder „Luanda“ mit bis zu 50.000 Bewohner*innen:
„Die Länder sind weg, aber es gibt noch Städte, die jetzt überall unterwegs sind. Ortsbezeichnungen sind beweglich geworden.“ (Seite 19)
Doch mit dem Entschweben in die Höhe hat sich auch die Einteilung von Reich und Arm in den Himmel erhoben. Für den Zutritt für die „goldenen Zeppeline“ benötigt man ein Visum, dass man nur erhält wenn man eine der gefragten Qualifikationen besitzt.
In „Amara for President“ beschreibt die Autorin Chika Unigwe wie 2060 in Nigeria eine Frau Chancen hat erste Präsidentin des Landes zu werden.

Die Spannung war groß, als der Sammelband „Imagine Africa 2060“ bei der Buchhändlerin meines Vertrauens abgeholt werden konnte. Leider ist nur ein Teil der Geschichten ansprechend geschrieben. In „Die Rückkehr“ von Aya Cissoko beschreibt die Autorin die Vertreibung afrikanischstämmiger Menschen aus Frankreich und deren erzwungene Ausreise nach Afrika. Was anfangs eher noch als Dystopie geschildert wird, wird am Ende eher als positiv dargestellt, die Einteilung der Welt nach ethnischer Herkunft.
Eine andere Geschichte ist ein eher plumpes Märchen, was als Parabel auf die weltweiten Ausbeutungsverhältnisse geschrieben wurde. Leider nur auf Kinderbuch-Niveau.

Vielleicht lag es auch an der Erwartungshaltung des Rezensenten, der sich eher etwas in Richtung der Darstellung des Staates „Watanka“ in der „Black Panther“-Verfilmung vorgestellt hatte.
So kann der Sammelband, auch auf Grund des Preises von 20 Euro, leider nicht zum Kauf, einzelne Geschichten aber zur Lektüre empfohlen werden.


Christa Morgenrath / Eva Wernecke (Hgg.): Imagine Africa 2060. Geschichten zur Zukunft eines Kontinents, Wuppertal 2019.

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